Fotoausstellung Augenblick mal …

Wir sind Münster! Wir sind Europa?

Münster als „lebenswerteste Stadt der Welt“ oder auch „Stadt der Wissenschaft“ im Herzen von Europa ist für viele Menschen ein beliebter Wohnort. Ob historische Altstadt, ländliches Umfeld oder eine vielseitige Restaurant-, Kneipen- und Ausgehlandschaft – Münster bietet für viele Geschmäcker attraktive Optionen. Kein Wunder also, dass sich Münsteraner*innen in hohem Maße mit „ihrem Münster“ identifizieren. Wir sind Münster!

Ein Teil der Münsteraner*innen sind Menschen, die im Rahmen der Inanspruchnahme des Freizügikeitsrechts innerhalb der Europäischen Union (EU) aus anderen Mitgliedsstaaten der EU nach Münster gekommen sind, um hier zu arbeiten, eine angemessene Wohnung zu finden, ihren Kindern eine gute Bildung zu ermöglichen und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Die Regelungen zum Freizügigkeitsrecht besagen unter anderem, dass EU-Bürger*innen grundsätzlich das Recht haben, sich innerhalb der EU frei zu bewegen, in Münster.

Die Berichterstattung über Zuwanderung, insbesondere über die Zuwanderung von armutsbetroffenen EU-Bürger*innen, ist mitunter von Negativerzählungen, Vorurteilen und rassistischen Narrativen geprägt. Dies schädigt nicht nur das gesellschaftliche Miteinander und das europäische Wir-Gefühl, sondern hat negative Auswirkungen auf die Teilhabe der betroffenen Personen am gesellschaftlichen Leben und ihre Zugänge zu existenziellen Ressourcen.

Neuzugewanderte EU-Bürger*innen sind mit unterschiedlichen Hürden konfrontiert, die das Ankommen in Münster erschweren. Hierzu zählen insbesondere der Mangel an Wohnraum, erschwerte Zugänge zu gesundheitlicher Versorgung, bürokratische Hürden, der Ausschluss von bestimmten Transferleistungen und unterschiedliche Formen der Diskriminierung. Viele der betroffenen Menschen finden daher trotz intensivster Bemühungen über Monate bis hin zu Jahren keine eigene Wohnung. Dieser Umstand wirkt sich nicht selten negativ auf die unterschiedlichen Lebensbereiche der Betroffenen und ihrer Familien aus. Wir sind Europa?

Mit dem Fotoprojekt Augenblick mal… möchte der Förderverein für Wohnhilfen e.V. anlässlich seines 30-jährigen Jubiläums auf die Situation der betroffenen Menschen aufmerksam machen und zu einem Augenblick des Innehaltens einladen. Ein Moment, um die Situation der Menschen und ihre persönlichen Hintergründe sowie die eigenen Gedanken und Einstellungen dazu genauer zu betrachten.

Eine Befragung von 100 EU-Bürger*innen, die die Bischof-Hermann-Stiftung im Jahr 2020 im Auftrag des Europäischen Dachverbands der Wohnungslosenhilfe (FEANTSA) durchgeführt hat, beinhaltet weitere Informationen zur Situation neuzugewanderter EU-Bürger*innen in Münster.

Ausstellung

Die Ausstellung zeigt Porträts von 16 Münsteraner*innen, die uns einen Augenblick ihrer Zeit geschenkt haben, um über ihre Lebenssituation zu sprechen.
Die porträtierten Menschen leben alle in Münster. Sie sorgen durch ihre Arbeit, häufig im Niedriglohnsektor, für ihre Familien. Alle haben die Härte der Arbeitswelt und häufig eine sehr prekäre Situation der Wohnungslosigkeit erlebt. Alle haben vielfältige Herausforderungen gemeistert. Die Hoffnung auf eine gutes Leben für sich und ihre Kinder ist ihnen gemein.

Bei der Umsetzung war es dem Projektteam wichtig, die porträtierten Münsteraner*innen selbst zu Wort kommen zu lassen. Wie denken die Menschen über ihr Leben in Münster, welche besonderen Momente erleben sie, welche Sorgen haben sie, was wünschen sie sich für ihre Zukunft?

So waren bereits die Fotoshootings von einem intensiven Austausch geprägt. In dem im Anschluss an das Fotoshooting geführten Kurzinterviews gaben die Menschen weitere, oft sehr persönliche Einblicke in ihre individuelle Lebenshintergründe.

Mit der Ausstellung möchte der Förderverein für Wohnhilfen e.V. einen Beitrag zur Versachlichung der aufgezeigten Situation leisten und ein differenziertes Bild zur Lebenssituation von zugewanderten EU-Bürger*innen in Münster zeichnen. Die Ausstellung soll ein Ort der Begegnung sein, zur Reflexion anregen und einen lebendigen Dialog auf Augenhöhe ermöglichen.

Mitwirkende

In die Ausstellung Augenblick mal… haben sich zahlreiche Personen eingebracht. An erster Stelle sind dies natürlich die 16 porträtierten Menschen, ohne deren offenes Mitwirken diese Ausstellung nicht möglich gewesen wäre.

Die Idee für das Fotoprojekt stammt von Bernd Mülbrecht, Vorstandsvorsitzender der Fördervereins für Wohnhilfen e.V. Die Umsetzung und konzeptionelle Ausgestaltung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Marc Lindart und den Vorstandsmitgliedern Steffi Beckmann, Till Meinelt und Ansgar Surmann. Bei der Ideenentwicklung unterstützte Elke Frauns das Projektteam. Das Ausstellungsdesign stammt von Jakob Kamender.

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